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Kaschier- und Schutzfolien

Kaschier- und Schutzfolien sind Klarsichtfolien und werden auf Schutzumschläge, Deckenüberzüge und Broschurenumschläge ein- oder zweiseitig kaschiert. Sie erhöhen die Widerstandsfestigkeit gegen mechanische Einflüsse, schützen vor Verschmutzung und Einwirkung von Feuchtigkeit und chemischen Stoffen. Der Vorgang des Kaschierens wird als „Laminieren“ bezeichnet. Alte Bezeichnung ist „Cellophanieren“.

Arten von Kaschierfolien

Zelluloseazetat (CA) gehört in die Gruppe der teilsynthetischen Kunststoffe (abgewandelter Naturstoff).
Herstellung: Das zusammen mit Weichmachern in einem Lösungsmittel gelöste Azetat wird durch eine Schlitzdüse auf ein endloses Metallband gegossen. Durch das Verdunsten des Lösungsmittels erstarrt der dünne Film zur Folie, die nachgetrocknet und aufgewickelt wird.
Eigenschaften: Die Zelluloseazetatfolie ist thermoplastisch, glasklar, hochglänzend bis matt, geschmeidig, wasserabweisend, öl- und fettdicht, aromadicht und geschmacksfrei. Sie ist mit Spezialklebstoffen gut zu verkleben und maßbeständig.

Polypropylen (PP) ist ein thermoplastischer, vollsynthetischer Kunststoff.
Herstellung: Die Folienbahn wird hauptsächlich im Extruderverfahren hergestellt.
Eigenschaften: Die Oberfläche der Polypropylenfolie ist glatt oder geprägt, matt bis hochglänzend und durch die hohe Härte sehr kratzfest. Sie hat eine hohe Transparenz, ist sehr reiß- und biegefest, wasserabweisend, beständig gegen Chemikalien, weitgehend öl- und fettdicht und bis 140 °C temperaturbeständig.

Polyvinylchlorid (PVC): Zur Verwendung kommen die Hart- und Weich-PVC-Folien transparent. Die Weich-PVC-Folie ist auch mit einer Strukturprägung erhältlich. Ihre Eigenschaften entsprechen weitgehend der Azetatfolie.

Kaschier- und Schutzfolien werden verarbeitet durch Verklebung mit Spezialklebstoffen, als selbstklebende Folien und durch Heißsiegeln.
Die Folienkaschierung erfolgt heute ausschließlich in Kaschieranstalten (Spezialbetriebe). Mittels eines Spezialklebstoffes oder Klebelackes wird die Folienbahn mit dem Papier oder Karton verbunden. Nachträglich kann eine Strukturprägung aufgebracht werden.

Verarbeitungshinweise: Für die Verklebung von folienkaschierten Druckbogen oder Umschlägen gibt es Spezialklebstoffe. Trotzdem kann es vorkommen, dass eine ausreichende Haftung nicht erreicht wird. Bei zweiseitig folienkaschierten Broschurenumschlägen muss die Klebefläche der Umschlaginnenseite unbedingt ausgespart werden.

Um ein Ablösen oder Brechen der Folie an der Rillung bei Umschlägen zu vermeiden, sollte die Vertiefung auf der kaschierten Seite liegen. Die Nut im unteren Rillwerkzeug muss eine genügende Weite aufweisen, um ein Abscheren des Materials zu verhindern. Als Faustregel für die Weite der Rillnut gilt: Stärke der Rilllinie + das 1,5-fache des zu rillenden Materials.

Bei folienkaschierten Überzügen mit Strukturprägung darf in der Buchdeckenmaschine nur mit minimalem Druck gearbeitet werden, um die Prägung nicht zu beeinträchtigen. Beim Einbrennen des Falzes sollte nur mit einer Temperatur von maximal 70 °C gearbeitet werden. Der Druck selbst darf dabei nur kurz sein. Teilkaschierte Flächen bei Schutzumschlägen erschweren das Zuschneiden und Umlegen. Beim Zuschneiden sollten nicht zu hohe Stapel in die Maschine gesetzt werden oder durch Einlegen entsprechender Materialien ein Ausgleich geschaffen werden. Was die Laufrichtung des Papiers oder Kartons betrifft, so soll sie auch bei der Folienkaschierung am Buch parallel zum Rücken, bei Broschurenumschlägen parallel zur Rillung sein. Bei Papieren unterhalb von 150 g/m2 ist zu berücksichtigen, dass eine einseitige

Folienkaschierung u. U. durch nachträgliche Feuchtigkeitsaufnahme zu unerwünschter Rollneigung führt. Eine wirksame Gegenmaßnahme ist die beidseitige Kaschierung.

Weitere Verarbeitungsschwierigkeiten können durch die Papieroberfläche, den Papierstrich, die Druckfarbe und Druckbestäubung entstehen. Eine frühzeitige Abstimmung zwischen Druckerei, Kaschieranstalt und Druckweiterverarbeitung ist unbedingt erforderlich.

Folienkaschierung mit selbstklebenden Folien: Bei der selbstklebenden Folie ist auf die Rückseite einer farblosen, transparenten Kunststofffolie ein nichttrocknender Haftkleber aufgebracht. Der Klebstoff wird durch ein Abdeckmaterial (Träger) geschützt. Der Träger wird erst kurz vor dem Aufkaschieren abgezogen. Als Abdeckmaterial verwendet man Hartfolien, gewachstes, pergamentartiges Papier oder Silikonpapier.
Verwendung: Selbstklebende Folien kommen hauptsächlich in Handbuchbindereien und Bibliotheken zum Einsatz. Sie dienen sowohl als Schutz für Bucheinbände, als auch für Karten, Plakate, Bilder, Pläne, Schautafeln u. a. Selbstklebende Kaschierfolien sind hauptsächlich für kurzlebigere, weniger wertvolle Verbrauchsobjekte bestimmt. Da ihre Alterungsbeständigkeit nicht gesichert ist, sollten sie nicht für Restaurierungsarbeiten, zum Ausbessern von Buchseiten und zum Überziehen von alten, wertvollen Dokumenten und Büchern verwendet werden.
Verarbeitungshinweise: Beim Abziehen der Folie vom Abdeckmaterial soll die Folie nicht gedehnt oder gezerrt werden. Die Folie wird von einer Seite her auf das Kaschiergut aufgelegt, blasenfrei angerieben und eingeschlagen. Die Eigenschaften des Haftklebers auf der Rückseite können sich mit der Zeit verändern. Es kann zu einem Austrocknen oder Zersetzen kommen, was meist ein Lösen der Folie und eine Verfärbung des Untergrundes zur Folge hat.
Heißsiegeln: Beim Heißsiegeln wird eine auf der Rückseite mit thermoplastischen Klebern oder Lacken beschichtete Folie auf Druckerzeugnisse zur Oberflächenveredelung aufgebracht. Der Kleber oder Lack auf der Rückseite der Folie wird mittels Wärme aktiviert (klebrig). Dabei wird die Folie zwischen beheizten Walzen oder Platten auf das Papier oder den Karton aufgebügelt. Meist erfolgt ein zweiseitiges Aufsiegeln, da nur einseitig gesiegelte Produkte leicht zum Rollen neigen.
Anwendungsbereiche: Heißsiegeln ist eine Spezialveredelung von Drucken, an die besonders hohe Ansprüche an Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse wie Feuchtigkeit, Schmutz und Beschädigung gestellt werden. Anwendungsbeispiele sind: Merk- und Warntafeln, Betriebsanleitungen, Tabellen, Schaubilder, Schaltpläne, Schmieranweisungen, Preisschilder u. a. m. Als Siegelmaterial wird meist eine Hart-PVC-Folie transparent mit glänzender oder matter Oberfläche verwendet. Die Folie für die Rückseite kann auch farbig sein. Zum Einsiegeln eignen sich holzfreie Kunstdruckpapiere ab 115 g/m2. Andere oder leichtere Papiere neigen oft zur Transparenz. Die Druckfarben müssen bis 150 °C hitzebeständig bzw. heiß-kalandrierfähig sein. Metallicfarben eignen sich nicht. Eine Druckbestäubung darf nicht stattgefunden haben.

Merke

• Kaschier- und Schutzfolien erhöhen die Widerstandsfestigkeit gegen mechanische Einflüsse, schützen vor Verschmutzung und Einwirkungen von Feuchtigkeit und chemischen Stoffen. Zum anderen erhöhen sie den Wert und die Werbewirksamkeit des Druckerzeugnisses.
• Als Kaschierfolie werden die Kunststoffe Zelluloseazetat, Polypropylen und Polyvinylchlorid verwendet.
• Als Kaschierverfahren werden angewendet: Folienkaschierung durch Aufbringen von Spezialklebern; Folienkaschierung mit selbstklebenden Folien; Heißsiegeln.
• Um Verarbeitungsschwierigkeiten zu vermeiden, sollten die Anweisungen der Folienhersteller und Kaschieranstalten beachtet werden.
• Alterungserscheinungen der Kaschierfolien können sich negativ auf die Druckerzeugnisse auswirken.

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Textoptimierte Version in Einfacher Sprache: 

Kaschier- und Schutzfolien

Kaschier- und Schutzfolien sind Klarsichtfolien. Sie werden 1- oder 2-seitig auf Schutzumschläge, Decken-Überzüge und Broschuren-Umschläge kaschiert.

Sie sollen vor Beschädigungen, Schmutz oder Feuchtigkeit schützen. Man nennt das Kaschieren auch Laminieren. (Eine alte Bezeichnung ist Cellophanieren.)

Herstellung: 

Hauptsächlich im Extruder-Verfahren. Ein Extruder ist eine beheizte Presse, in der ein Granulat plastifiziert, komprimiert und dann durch eine breite Düse gepresst wird. Man erhält Bahnen, die bis zu 2 m breit und 0,4 bis 15 mm dick sind.

Eigenschaften:
  • Glatte oder geprägte Oberfläche, matt bis hochglänzend
  • Sehr hart und sehr kratzfest
  • Sehr transparent
  • Sehr reißfest und biegefest
  • Wasserabweisend
  • Beständig gegen Chemikalien, Öl und Fett
  • Beständig gegen Temperaturen bis 140 °C

Verfahren für das Verarbeiten von Kaschier- und Schutzfolien:

a) Folien-Kaschierung mit Spezial-Klebstoffen

b) Folien-Kaschierung mit selbstklebenden Folien

c) Heißsiegeln

a) Folien-Kaschierung mit Spezial-Klebstoffen

Eine Folie wird mit einem Spezial-Klebstoff oder Klebelack mit dem Papier oder Karton verbunden. Danach kann man auch eine Struktur prägen. Diese Folienkaschierung machen nur spezielle Betriebe (Kaschier-Anstalten).

Hinweise zur Verarbeitung:
  • Bei 2-seitig folienkaschierten Broschuren-Umschlägen werden nur der Vorderdeckel und der Rückdeckel mit Folie belegt. Auf der Innenseite bleiben Rücken und Falz ausgespart.

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  • Bei Umschlägen darf die Folie an der Rillung nicht brechen. Deshalb muss man beachten:

- Die Rillung muss an der kaschierten Seite liegen.
- Die Rill-Nut muss breit genug sein.
   Regel: Stärke der Rill-Linie + das 1,5-fache des Papiers/Kartons

  • Bei Struktur-Folien darf die Buchdecken-Maschine nur mit minimalem Druck arbeiten, damit die Prägung nicht zerstört wird.
  • Der Falz darf nur mit maximal 70 °C eingebrannt werden. Dabei darf der Druck nur kurz sein.
  • Wenn Schutz-Umschläge teilkaschierte Flächen haben, dann ist das Zuschneiden und Umlegen schwierig. 
  • Beim Zuschneiden dürfen die Stapel nicht so hoch sein.
  • Die Laufrichtung des Papiers oder Kartons soll parallel zum Buchrücken sein. Bei Broschuren-Umschlägen parallel zur Rillung.
  • Papiere mit weniger als 150g/m2 nicht 1-seitig kaschieren. Wenn es feucht wird, kann es sich verformen. Besser ist eine 2-seitige Kaschierung
  • Manche Papier-Oberflächen, Druckfarben oder die Druck-Bestäubung können Probleme verursachen.
Wichtig!

Druckerei, Kaschieranstalt und Druckweiterverarbeitung müssen sich frühzeitig absprechen. 

b) Folien-Kaschierung mit selbstklebenden Folien:

Die selbstklebende Folie hat auf der Rückseite einen nicht-trocknenden Kleber. Der Kleber wird durch eine Abdeckung (Träger) geschützt.

Material der Abdeckung:

Hartfolie, gewachstes, pergamentartiges Papier oder Silikonpapier.
Die Abdeckung (Träger) wird erst kurz vor dem Kaschieren abgezogen.

Verwendung:

Hauptsächlich in Handbuchbindereien und Bibliotheken.
Schutz für Buch-Einbände, für Karten, Plakate, Bilder, Pläne, Schautafeln u. a.

Nicht geeignet für:

Wertvolle Bücher, Restaurierungen, Reparatur von Buchseiten, Schutz für wertvolle Dokumente.

Hinweise zur Verarbeitung:
  • Folie beim Abziehen der Folie nicht dehnen oder zerren.
  • Die Folie von einer Seite her auf das Kaschiergut auflegen, blasenfrei anreiben und einschlagen.
  • Der Kleber kann nach einiger Zeit austrocknen oder sich zersetzen. Dann löst sich die Folie und der Untergrund verfärbt sich.

c) Heißsiegeln:

Heißsiegeln ist eine Oberflächen-Veredelung für Drucke.

Herstellung:

Eine Folie ist auf der Rückseite mit thermoplastischen Klebern oder Lacken beschichtet. Der Kleber oder Lack wird mit Wärme aktiviert (klebrig). Dabei wird die Folie zwischen beheizten Walzen oder Platten auf das Papier oder den Karton gebügelt. Meist bearbeitet man auch die Rückseite mit Heißsiegeln, weil 1-seitig gesiegelte Produkte sich leicht verformen.

Eigenschaften der Folie:
  • Transparente Hart-PVC-Folie mit glänzender oder matter Oberfläche.
  • Die Folie für die Rückseite kann auch farbig sein
Eigenschaften von Papier und Druckfarben:
  • Holzfreie Kunstdruckpapiere ab 115 g/m2. Andere oder leichtere Papiere können transparent werden.
  • Die Druckfarben müssen bis 150 °C hitzebeständig bzw. heiß-kalandrierfähig sein.
  • Keine Metallicfarben
  • Keine Druckbestäubung
Verwendung:

Für Drucke, die besonders widerstandsfähig gegen Beschädigung, Schmutz oder Feuchtigkeit sein sollen.

Beispiele:

Merk- und Warntafeln, Betriebsanleitungen, Tabellen, Schaubilder, Schaltpläne, Schmieranweisungen, Preisschilder u. a.

Merke:
  • Kaschier- und Schutzfolien machen Drucke widerstandsfähig gegen mechanische Einflüsse (z.B. Stoßen). Sie schützen vor Schmutz, Feuchtigkeit und chemische Stoffe.
  • Kaschier- und Schutzfolien machen Drucke wertvoller.
  • Als Kaschierfolie verwendet man die Kunststoffe: Zelluloseazetat, Polypropylen und Polyvinylchlorid
  • Kaschierverfahren sind:
    - Folienkaschierung mit Spezialklebern,
    - Folienkaschierung mit selbstklebenden Folien,
    - Heißsiegeln.
  • Wenn Kaschierfolien alt werden, kann das negative Folgen für die Drucke haben.
  • Wichtig: Die Anweisungen der Folienhersteller und Kaschieranstalten beachten!