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10.3.4.4 Handhabung des Schneidgutes im Schnellschneider

Das Papier ist beim Schneiden durch den Pressbalken fixiert. Durch den Winkel auf der Vorderseite des Messers wird das geschnittene Gut während des Schnittes abgedrängt und nach vorn verschoben. Mit einem Niederhalter wird das Schneidgut niedergehalten – und es verrutscht nicht in der sonst üblichen Art und Weise.


Abb.10.3.43: ohne Niederhalter (Quelle: Eigene Darstellung)


Abb. 10.3.44: mit Niederhalter (Quelle: Eigene Darstellung)

Folgen weitere Schnitte, so muss das Schneidgut neu angelegt werden.


Abb. 10.3.45: bewegliche Autotrim-Einrichtung (Quelle: Eigene Darstellung)

Die Wahl des Pressdrucks beeinflusst das Schneidergebnis entscheidend. Durch den Pressvorgang wird das Schneidgut zusammengedrückt. Dadurch entfernt sich das Schneidgut etwas vom Sattel. Hebt sich der Pressbalken nach dem Schnitt wieder an, wird sich das Papier nicht wieder vollständig zurückbewegen.


Abb. 10.3.46: Pressvorgang (Quelle: Eigene Darstellung)

Die richtige Schnittanlage
Ob links, rechts oder in der Mitte geschnitten – die Schnittposition ist von folgenden Gesichtspunkten abhängig:
– Kleine oder große Nutzen werden durch das rechte Seitenlineal vor dem Messer zur Abstützung von geschnittenen Nutzen benutzt.
– Eine abwechselnde Schneidposition führt zu einer gleichmäßigeren Abnutzung des Messers und somit zu einer Verlängerung der Standzeit. Jedoch hat richtiges Anlegen und damit hohe Schneidgenauigkeit immer Vorrang.
– Material mit schlechten Gleiteigenschaften (Kunststofffolien) haben hohe Verdrängungskräfte vor dem Messer. Deshalb sollten diese Materialien möglichst links angelegt und geschnitten werden. Dadurch gibt es keinen Stau durch das rechte dreieckige Seitenlineal.
– Beim Drehen des Schneidgutes entstehen oft Ungenauigkeiten durch unsauberes Anlegen. Diese addieren sich bei einem Rundumbeschnitt von einem Schnitt zum nächsten auf.

Ist das Druckbild nicht gerade auf dem Bogen, so kann das eingeleg-e Material mit einem Drehsattel geschwenkt werden, sodass ein schiefes Druckbild ausgeglichen wird.


Abb. 10.3.47: schiefes Druckbild (Quelle: Eigene Darstellung)


Abb.10.3.48: Drehsattel (Quelle: Eigene Darstellung)

Das Materialhandling von kleinen Nutzen und die Materialverdrängung durch das Messer können ein Problem darstellen. Das Umkippen von schmalen Streifen kann mit hölzernen Stützen (Nutzenholz) verhin-dert werden.


Abb. 10.3.49: Materialverdrängung (Quelle: Eigene Darstellung)


Abb.10.3.50: Nutzenholz (Quelle: Eigene Darstellung)

Einstellung des Pressdrucks
Eine moderne Schneidemaschine hat je nach Maschinengröße einen hydraulisch regelbaren Pressdruckbereich von 150 kg bis etwa sieben Tonnen. Der Pressdruck errechnet sich aus der eingestellten Presskraft geteilt durch die gepresste Auflagefläche (Pressbalkenbreite x Schnittbreite). Der materialbezogene Pressdruck muss entsprechend der Schnittbreite erhöht oder reduziert werden. Folgende Abbildung bei Vierteln eines Kartonstapels im Format 700 x 1000 mm verdeutlicht die Zusammenhänge.

Als Pressdruck werden an der Maschine einmalig vier Tonnen eingestellt. Das Abdeckblech hat eine Breite von 10 Zentimetern. Nun wird die Schnittfolge abgearbeitet.

Abb. 10.3.51: Pressdruck je nach Schnittposition

Grundsätzlich gilt: „Wähle den Pressdruck nie höher als unbedingt erforderlich.“ Er sollte nur so hoch eingestellt werden, dass sich das Schneidgut beim Schnitt nicht verschiebt oder nach vorne herausgezogen wird. Wird die Pressfläche zum Beispiel auf einen Quadratzentimeter reduziert, so ist es selbstverständlich, dass jetzt die volle Presskraft auf eine sehr kleine Zone wirkt. Hierdurch wird es natürlich starke Abdrücke in den oberen Bogen geben.


Abb. 10.3.52: Pressfläche (Quelle: Eigene Darstellung)

Empfindliche Materialoberflächen werden durch zu hohen Pressdruck beschädigt. Das Schneidgut wird an der Oberfläche unschön verformt. Hier gilt folgende Grundregel:

Weiches Schneidgut = hoher Pressdruck
Hartes Schneidgut = niedriger Pressdruck

Durch das Einlegen weicher Unterlagen unter den Pressbalken können die Ränder der Pressfläche beziehungsweise des Abdeckbleches entschärft werden. Um damit eine sichere Pressung zu erreichen, muss jedoch der Pressdruck geringfügig erhöht werden. Die folgende Abbildung zeigt die Veränderung des Pressdrucks über die Schnittbreite der verschiedenen Schneidemaschinen.

Die kleine Maschine (links) hat den geringsten maximalen Pressdruck, und die große Schneidemaschine mit 1,76 m Schnittbreite ganz rechts hat den höchsten maximalen Pressdruck. Beim Schneiden benötigt man mehr Pressdruck, je breiter das Schneidgut ist.


Abb. 10.3.53: Diagramm Schnittbreite (Quelle: Eigene Darstellung)

Wird der Pressdruck zu hoch gewählt, so ist das Erkennen von Schneidfehlern zunächst schwieriger. Beim extremen Überschreiten vom Optimum weicht das Messer unten nach vorne aus, wodurch die unteren Bogen länger werden. Es entsteht Überschnitt.

Moderne Schneidmaschinen verfügen über eine automatische Pressdruckregulierung über die Schnittbreite. Gemäß der gewählten Voreinstellung wird der Pressdruck selbstständig an die Schnittbreite angepasst.


Abb. 10.3.54: Streifen schneiden (Quelle: Eigene Darstellung)

Die folgende Tabelle zeigt Beispiele von Pressdrücken sowie Messerwinkel für verschiedene Materialien (mittelhohe Lagen) bei einer Schnittbreite von mehr als zwei Dritteln der Maschinenbreite. Höhere und breitere Lagen erfordern höhere Pressdrücke, schmalere Lagen erfordern niedrigere Pressdrücke:


Abb. 10.3.55 (Quelle: Eigene Darstellung)

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